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Verlorenes Ich, zersprengt von Stratosphären,
Opfer des Ion—: Gamma-Strahlen-Lamm—,
Teilchen und Feld—: Unendlichkeitschimären
auf deinem grauen Stein von Notre-Dame.
Die Tage geh'n dir ohne Nacht und Morgen,
die Jahre halten ohne Schnee und Frucht
bedrohend das Unendliche verborgen—,
die Welt als Flucht.
Wo endest du, wo lagerst du, wo breiten
sich deine Sphären an—, Verlust, Gewinn—:
Ein Spiel von Bestien: Ewigkeiten,
an ihren Gittern fliehst du hin.
Der Bestienblick: die Sterne als Kaldaunen,
der Dschungeltod als Seins- und Schöpfungsgrund,
Mensch, Völkerschlachten, Katalaunen
hinab den Bestienschlund.
Die Welt zerdacht. Und Raum und Zeiten
Funktion nur von Unendlichkeiten—,
die Mythe log.
Woher, wohin—, nicht Nacht, nicht Morgen,
kein Evoë, kein Requiem,
du möchtest der ein Stichwort borgen—,
allein bei wem?
Ach, als sich alle einer Mitte neigten
und auch die Denker nur den Gott gedacht,
sie sich den Hirten und dem Lamm verzweigten,
wenn aus dem Kelch das Blut sie rein gemacht,
und alle rannen aus der einen Wunde,
brachen das Brot, das jeglicher genoß—,
oh ferne zwingende erfüllte Stunde,
die einst auch das verlor'ne Ich umschloß.
by Gottfried Benn (1886-1956)