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S.KRAUSE

Two Sonnets

57

Wem Leben Leiden ist und Leiden Leben,
Der mag nach mir, was ich empfand, empfinden;
Wer jedes Glück sah augenblicks verschwinden,
Sobald er nur begann, darnach zu streben;

Wer je sich in ein Labyrinth begeben,
Aus dem der Ausweg nimmermehr zu finden,
Wen Liebe darum nur gesucht zu binden,
Um der Verzweiflung dann ihn hinzugeben;

Wer jeden Blitz beschwor, ihn zu zerstören,
Und jeden Strom, daß er hinweg ihn spüle
Mit allen Dualen, die sein Herz empören,

Und wer den Toten ihre harten Pfühle
Mißgönnt, wo Liebe nicht mehr kann bethören:
Der kennt mich ganz und fühlet, was ich fühle.

58

Daß ich dich liebe, hast du nie vermutet,
Nie konnten's Menschen um uns her beachten:
Mein ganzes Sein ist nur ein stilles Trachten,
Und leise pocht das Herz mir, weil es blutet.

Ob's ruhig in mir, oder ob es flutet,
Teilnehmend wolltest du das nie betrachten,
Und daß die Deinen mich für wenig achten,
Das hat mich oft geschmerzt, doch oft ermutet.

Denn meine Seele strebte, warm nach oben,
Und was mir freundlich, feindlich trat entgegen,
Ein Traum erschien mir's, der mich rings umwoben.

Und also will ich auch der Liebe pflegen
Mit einer Sinnesart, die nicht zu loben,
Doch, die zu schelten, mich bedünkt verwegen.

by August von Platen (1796-1835)